Was hat es eigentlich mit dem versunkenen Schiff an der Steilküste in
Achadas da Cruz auf sich. Zwei riesige Dampfkessel ragen bei Ebbe aus dem
Wasser, wie kommen sie dorthin? Was hat sich zugetragen?
Um dem auf den Grund zu gehen, wagen wir einen abenteuerlichen Zustieg, den davor nur
Michael, Canyoning Guide vom Casa Vento
Madeira gewagt hat. Dazu folgen wir längst aufgegebenen Wegen,
schauen atemberaubende Steilküsten hinunter und seilen uns insgesamt über 500
Höhenmeter hinunter Richtung Meer.
Nur so lässt sich das Geheimnis der Varuna - so der Name der 1896 erbauten
und im November 1909 gesunkenen Segelyacht - entdecken.
Ganz nebenbei haben wir dabei auch noch jede Menge Spaß, ist doch Canyoning unser größtes
Hobby. Logischerweise findet dieser Abstieg im Rahmen unseres Canyoningurlaubes in Madeira statt.
Aber lesen Sie den spannenden Blog Eintrag über unser Abenteuer im
Igreja integral doch einfach selbst.
Über 500 Abseilmeter bis zum Meer
12. Dezember 2024
Nach gut 30 Minuten Zustieg, den wir uns dank der kürzlichen Regenfälle und der damit zusammenhängenden Vegetationsperiode mal wieder gegen den Farn erkämpfen müssen, erreichen wir den Canyon direkt am ersten interessanten Wasserfall. Fluchs in die Neoprenanzüge gestiegen und schon kann unsere kleine Exkursion beginnen.
Nach acht kurzen Abseilstellen bis maximal 25 Meter, die stellenweise mit Fixseilen ausgerüstet sind, stehen wir an der über 400 Meter hohen Abbruchkante, ab der es nahezu senkrecht hinunter zum Meer geht.
â Jetzt geht es los. â
Michael - euphorisch
Abseilstelle folgt auf Abseilstelle und das Seil wird quasi nicht mehr eingepackt.
Nach einem Wasserfall von gut 150 Metern Höhe, der in drei Etappen zu 50, 40 und 60 Metern abgeseilt wird, gibt es eine kurze Verschnaufpause und Platz und Zeit, die Seile wieder zu sortieren und alles wieder in die Rucksäcke zu verstauen.
Ein kurzer 8 Meter Abbruch und schon folgt ein weiterer, ausgesetzter Stand, ab dem es weitere 40 Meter in die Tiefe geht. Dann stehen wir an einem kleinen Staubecken, an dem Wasser für die Bewässerung einiger Felder in Achadas da Cruz abgezapft wird.
Es gibt auch eine Ausstiegsmöglichkeit, die dem dünnen Wasserrohr folgt, allerdings ist der Weg sehr schmal, stellenweise abgerutscht und in einigen Passagen extrem ausgesetzt. Er sollte daher wirklich ausschließlich in Notfällen benutzt werden.
Und so sieht der Canyon Igreja superior von unten aus.
Weiter geht es mit diesem tollen Ausblick, der Wettergott hat uns noch einen Regenbogen mit auf das Tableau gegeben.
Und da wir unserem Ziel, dem Schiffswrack noch nicht nahe genug gekommen sind, setzen wir unsere Entdeckungsreise im Igreja inferior fort.
So langsam nähern wir uns aber dem Atlantik. Das geschulte Auge erkennt im Wasser einen der zwei kreisrunden Kessel.
Zum Glück nur ganz langsam, zu schön ist das gesamte Ambiente aus Meer, blauem Himmel und Steilwand.
Nach insgesamt mehr als sechs Stunden durch steilste Wände sind wir am Ziel angekommen: Das Meer hat bei Niedrigwasser einen der zwei Kessel der Jacht Varuna freigegeben. Leider fährt die Seilbahn nach oben nur bis 18 Uhr, es verbleibt also nur noch gut eine Stunde. Und da der Weg gute 40 Minuten dauert, beschließen wir, genaue Forschungen auf eine erneuten Besuch zu verschieben. Das Beste daran ist, dass wir dann noch einmal durch diese wahsinnige Felswand abseilen können, fast könnte man denken, es ginge eigentlich nur darum...
Und wenn man sich auf dem Rückweg umdreht, und der Blick Richtung Sonnenuntergang und Schlusswasserfall schweift...
...und vor einem der Mond das Abendlicht erblickt, dann geraten so ein paar rostige Schiffsreste
doch ganz schnell in den Hintergrund.
Was für ein Tag!